Mittwoch, 19. August 2015

Tag 304 | 61

Die letzten Tage ging es mir nicht gut, weil ich mich schlecht gefühlt hab, dass ich die meiste Zeit nichts "sinnvolles" gemacht habe. Dabei ist mir erst so wirklich bewusst geworden wie unglaublich leistungsorientiert diese Gesellschaft doch ist. Ich arbeite zwar keine 40 Stunden mehr die Woche, aber dennoch genug, um davon leben zu können. Und dennoch kam ich mir nutzlos vor. Wie dämlich! Wenn du hier in unserer Gesellschaft nicht arbeitest, dann wirst du schief angeschaut. Eine der ersten Fragen die bei neuen Bekanntschaften gestellt wird ist doch meistens: "Und was machst du so?" Und wenn du antwortest, dass du nicht sonderlich arbeitsinteressiert bist, sagen sie dir "aber du musst doch arbeiten gehen!".  Nen Scheiß muss ich. Und im nächsten Satz jammern sie darüber, dass ja bald wieder Montag ist und erzählen dir, wie guts der Kollege doch hat, der gerade im Urlaub ist. What the fuck ?! Was ist das denn für eine Schizophrenie? Ist das Jammern auf hohem Niveau, das sie führen oder mögen sie ihre Arbeit wirklich nicht?
Ich glaube viele setzten hier ihre Prioritäten falsch. Sie denken, sie "müssen" einen Vollzeit Job haben, aber wofür denn bitte? Um sich Dinge kaufen zu können, die wir eigentlich gar nicht brauchen? Teure Autos, große Häuser, Klamotten? Wir lassen uns eintrichtern, dass wir das alles brauchen, aber tun wir das denn wirklich? Ich glaube nicht.
In dem Buch "Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen" berichtet die Autorin, dass es besonders oft vorkam, dass die Leute bereuten zu viel gearbeitet zu haben. Wollen wir wirklich mal auf ein Leben voller Arbeit zurückblicken?
Was ich hier mal außen vor lasse sind Leute, die mit Leidenschaft arbeiten. Wenn sie das, was sie täglich tun vollkommen erfüllt. Dann find ich es vollkommen ok, ja sogar bewundernswert, dafür auch zehn Stunden am Tag zu arbeiten. Bei den meisten zweifel ich das allerdings an. Aber diesen Arbeitsfetisch aus den Köpfen der Menschen zu bekommen ist wohl eine utopische Idee.
Ich allerdings fühl mich seit dieser Erkenntnis um einiges besser. Arbeiten wird meiner Meinung nach überbewertet, ich brauche nur so viel, dass ich davon meine Miete zahlen kann und ein wenig Geld für Essen und Unternehmungen mit Freunden habe. Dann bin ich glücklich.